Kodi und Jellyfin: Media Center unter TUXEDO OS - TUXEDO Computers

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Kodi und Jellyfin: Media Center unter TUXEDO OS

Zum Abspielen eines Videos oder Musikstücks genügt in der Regel ein einfacher Medienplayer wie die in KDE Plasma integrierte Medienwiedergabe oder ein Allzweckplayer wie etwa VLC. Beide Anwendungen sind bei einer Grundinstallation von TUXEDO OS vorinstalliert. Wer mit einer Portion Popcorn in der Hand seine Filme aber lieber bequem auf der Couch vor dem Fernseher ansehen möchte, der benötigt eine Media-Center-Software. Im Stil von Netflix, Amazon Prime und Co. bieten diese Programme einen Überblick über die eigene Mediensammlung und liefern zahlreiche Informationen zu Serien und Filmen. Wir stellen Ihnen mit Kodi und Jellyfin zwei Media Center vor, die sich in ihren Funktionen ähneln aber auch fundamental anders arbeiten.

Für den Einsatz als Media Center oder als Media Server empfehlen wir einen stromsparenden und kompakten Rechner wie den TUXEDO Nano Pro. Der Nano Pro bietet ausreichend Rechenpower für gleichzeitiges Streamen zu mehreren Clients und On-Demand-Transcoding. Er kann also Video-Dateien in Echtzeit von einem Codec in einen anderen umwandeln, sodass unterschiedliche Client-Geräte zum Einsatz kommen können, egal in welchem Format die Inhalte vorliegen.

Das Kodi Media Center

Das Open-Source-Mediacenter Kodi installieren Sie, wie die meisten anderen Anwendungen auch, ganz gewöhnlich über die Discover-Softwareverwaltung. Nach dem ersten Start spricht das Programm mit Ihnen noch auf Englisch. Über das Zahnradmenü und die Optionen Interface » Regional » Language » German stellen Sie die Oberfläche auf Deutsch um. Im selben Menü passen Sie gleich noch das virtuelle Tastaturlayout (üblicherweise German QWERTZ) sowie das Standardformat für die Region (Deutschland) an.

Im Gegensatz zu einem einfachen Medienplayer organisiert das Kodi Media Center die angezeigten Inhalte in einer Datenbank und lädt sie nicht einfach direkt über einen Dateimanager. So sehen Sie in der Medienübersicht dann nicht nur einfach den Namen der Filmdatei, sondern auch Metadaten wie etwa das Erscheinungsjahr, Daten zu den Schauspielern oder auch die Bewertung bei Filmportalen wie der Imdb oder Metacritic, sowie die Information, ob Sie den Film bereits gesehen haben. Bei Bedarf durchsuchen und filtern Sie Ihre Mediensammlung nach diesen Daten.

Den Speicherort Ihrer Mediensammlung teilen Sie Kodi über die Einstellungen unter Medien » Bibliothek sowie Videos …, Musik … und Bilder … mit. Kodi lädt die Inhalte der angegebenen Verzeichnisse direkt von der internen Festplatte, von einer externen Harddisk oder auch via Samba oder NFS von den Netzwerkfreigaben eines NAS oder eines Fileservers. Die eingelesenen Video- und Musikdateien finden Sie dann anschließend in der Übersicht des Programms unter der jeweiligen Rubrik.

Mit einem Klick auf einen der eingelesenen Titel starten Sie die Wiedergabe, die Steuerung erfolgt über die üblichen Bedienelemente am unteren Bildschirmrand. Bei Bedarf lädt Kodi automatisch passende Untertitel aus dem Netz. Aktivieren Sie dazu in den Einstellungen unter Addons » Zum Addon-Browser … » Untertitel die Erweiterungen OpenSubtitles.org oder OpenSubtitles.com. Anschließend können Sie im Player links neben dem Zahnradsymbol die Untertitelfunktionen öffnen und geeignete Texte direkt aus der Wiedergabe heraus herunterladen.

Der Jellyfin-Mediaserver

Einen anderen Ansatz verfolgt der Open-Source-Medienserver Jellyfin: Hier sind Datenbank (plus Server) und die Clients voneinander getrennt. Client-Programme gibt es für Linux, MacOS X und Windows sowie Android, Android TV und iOS sowie verschiedene Smart-TV-Plattformen. Zudem lassen sich die Inhalte im Browser aufrufen und streamen. So können mehrere Nutzer auf verschiedenen Geräten Inhalte gleichzeitig ansehen und unabhängig voneinander verfolgen, welche Filme oder Serien sie schon gesehen haben. Sie können einen Film auch auf einem Gerät beginnen und dann auf einem anderen an gleicher Stelle fortsetzen.

Die Server-Komponente spielen Sie in TUXEDO OS über die Discover-Softwareverwaltung in Form eines Flatpak-Pakets ein. Für die Installation über ein klassisches Debian-Paket müssten Sie eine fremde Paketquelle einbinden, wovon wir abraten. Nach der Installation rufen Sie den Jellyfin Server über den Schalter Starten rechts oben in Discover oder über das Anwendungsmenü der Desktopumgebung auf. Der Start öffnet automatisch ein Browserfenster mit dem Webfrontend des Dienstes. Optional laden Sie die Webseite über die URL http://localhost:8096 von Hand in den Webbrowser.

TIPP: Damit der Jellyfin Server in Zukunft automatisch nach dem Einloggen in den Desktop startet, fügen Sie den Dienst zu den Autostart-Programmen hinzu. Öffnen Sie dazu Einstellungen » Systemeinstellungen und tragen das Programm unter Starten und Beenden » Autostart » Hinzufügen … » Anwendung hinzufügen … ein.

Zur Konfiguration wählen Sie danach die Sprache aus, legen einen Benutzer an (der unabhängig von den im System angelegten Accounts arbeitet) und binden Ihre Mediensammlung ein. Via Flatpak installiert, erhält der Jellyfin Server jedoch nicht direkt vollen Zugriff auf das Dateisystem. In der Standardkonfiguration erlaubt das System dem Dienst den Zugriff nur auf /run/media, /media oder /mnt (alle nur lesend) sowie ~/.var/app/org.jellyfin.JellyfinServer mit Schreib- und Leserechten (inklusive der jeweiligen Unterordner).

Mit den folgenden Kommandos legen Sie in Ihrem Home-Verzeichnis unterhalb von ~/.var/app/org.jellyfin.JellyfinServer die entsprechende Ordnerstruktur an und öffnen sie im Dateimanager der Desktopumgebung. Möchten Sie anderen Verzeichnisse nutzen, ändern Sie mit zum Beispiel Flatseal (zu installieren über Discover) die Berechtigungen.

mkdir -p ~/.var/app/org.jellyfin.JellyfinServer/media/{Movies,Music,Shows,Books,Photos}
xdg-open ~/.var/app/org.jellyfin.JellyfinServer/media

Beachten Sie dabei, dass Jellyfin selbst keine Möglichkeit bietet die Daten von einem Netzwerklaufwerk (Samba oder NFS) zu laden. Bei Bedarf müssen Sie die Freigabe daher zuvor von Hand in das Dateisystem einbinden.

Clients für PC, Smartphone oder Smart-TV

Den offiziellen Jellyfin-Client für PCs installieren Sie unter TUXEDO OS aus der Discover-Softwareverwaltung heraus im Flatpak-Format. Nach Start der Anwendung und Eingabe der Server-URL (dabei die Portnummer 8096 nicht vergessen), öffnet die bereits bekannte Oberfläche. Der Unterschied zwischen dem Web-Frontend und dem Jellyfin-Client liegt in der Unterstützung unterschiedlicher Mediacodecs. Stand Mai 2023 beherrscht nur der Jellyfin-Client sämtliche gängigen Codecs. Bei den Browsern erfordern besonders mit HEVC/H.265 codierte Videodateien ein Transcodieren der Inhalte, was besonders leistungsschwächere Hardware aufseiten des Jellyfin-Servers überfordert.

Für Nutzer von Smartphones und Tablets entwickelt Jellyfin eigene Apps für Android (Google Play, F-Droid, Github) und iOS (Jellyfin Mobile oder Swiftfin). Außerdem gibt es eine Reihe von inoffiziellen Apps von ambitionierten Entwicklern wie etwa Findroid (für Filme und Serien) oder Finamp (für Musik).

Für diese Geräteklasse ist es sehr interessant, dass Jellyfin die Möglichkeit bietet Inhalte herunterzuladen, sodass sie sich später auch offline anschauen lassen, während man zum Beispiel ohne Netz im Flugzeug sitzt. Tippen Sie dazu in der Detailansicht eines Films oder Musikstücks auf das Menüicon mit den drei vertikalen Punkten und wählen Download. Im Gegensatz zu anderen Streaming-Lösungen wie etwa Netflix lädt Jellyfin die Inhalte jedoch in den regulären Speicher des Geräts und zeigt sie nicht als “Offline” innerhalb der Frontends an.

Kodi als Client für Ihren Jellyfin-Server

Optional integrieren Sie die Inhalte Ihres Jellyfin-Servers in das Kodi Media Center. Das Projekt bietet mit Jellyfin for Kodi und Jellycon zwei Optionen an: Jellyfin for Kodi klinkt sich direkt in die Kodi-Datenbank ein, sodass die auf dem Server gespeicherten Filme, Serien und Musik direkt in den Bibliotheken des Media Centers erscheinen. Die Jellyfin-Entwickler weisen allerdings darauf hin, dass sich dieser Weg nur dann empfiehlt, wenn Kodi keine anderen Inhalte einbindet, sondern nur als Client für Jellyfin dient.

Jellycon hingegen fügt sich als Video-Addon in Kodi ein, ähnlich wie Kodi es auch bei den Mediatheken von ARD und ZDF, oder bei Streaming-Diensten macht. Nach der Installation der Erweiterung erscheint Jellycon unter Addons in der Seitenleiste. Von dort aus erreichen Sie dann die auf dem Jellyfin-Server eingepflegten Inhalte. Das Jellycon-Addon reagiert ein wenig langsamer als Jellyfin for Kodi, dafür kommen sich die eigene Datenbank und Jellyfin nicht in die Quere.